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daß ich noch nie einen gesehen habe.«
»Es war nur eine Idee.« Aber eine Idee, die das Nachdenken lohnte. Ein Spielzeughändler war verschwunden. Bevor
Rakhal untergetaucht war, hatte er Rindys gesamtes Spielzeug zerschlagen. Und der Anblick eines kristallenen,
geschnitzten Glitzerdings hatte Juli einen hysterischen Anfall beschert.
»Ich gehe besser, bevor es zu dunkel wird«, sagte ich, schloß den letzten Verschluß meines Hemdkittels, steckte den
Skean ein und zählte das Geld, das Mack mir vergeschossen hatte. »Ich werde in die Kharsa gehen und nach der
Karawane suchen, die nach Shainsa geht.«
»Dort willst du zuerst hin?«
»Wohin sonst?«
Juli drehte sich um und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab. Sie sah krank und zerbrechlich aus - und Jahre
älter als sie wirklich war. Plötzlich umschlang sie mich mit ihren dünnen Armen. Eines der Kettenglieder streifte mich
und tat mir weh. Sie weinte laut und rief: »Race, Race! Er wird dich umbringen! Wie soll ich weiterleben, wenn ich auch
das noch auf dem Gewissen habe?«
»Man kann eine ganze Menge auf dem Gewissen haben und trotzdem weiterleben.« Entschlossen löste ich mich aus
ihrem Griff. Ein Kettenglied verfing sich in der Spange meines Umhangs, und wieder rastete in mir etwas ein. Ich packte
die Kette mit beiden Händen, stützte mich mit dem Fuß an der Wand ab und zog. Die Glieder bogen sich auseinander.
Als die Kette riß, traf eines ihrer Enden Juli unterhalb des Auges. Ich zerrte an den Verschlüssen ihrer juwelenbesetzten
Handschellen, riß sie ihr von den Gelenken und warf das ganze Zeug in eine Ecke, wo es mit einem Rasseln zu Boden
fiel.
»Verdammt noch mal«, brüllte ich, »damit ist es aus! Du wirst diese Dinger nie wieder tragen!« Nach sechs Jahren in den
Trockenstädten konnte sie jetzt vielleicht verstehen, was sechs Jahre Schreibtischarbeit aus mir gemacht hatten.
»Juli, ich werde Rindy finden. Und ich werde auch Rakhal mitbringen - und zwar lebend. Aber verlange nicht mehr von
mir. Er wird noch am Leben sein. Aber frag nicht, in welchem Zustand.«
Wenn ich mit ihm fertig war, würde er noch lebendig sein. Sicher würde er noch lebendig sein. Noch.
5
Als ich - schäbig und unverdächtig gekleidet - durch das Seitentor schlüpfte und mich dem Raumhafenplatz näherte, fing
es an dunkel zu werden. Jenseits der gelben Lampen, das wußte ich, begann sich mit dem Einbruch der Nacht die
Altstadt mit Leben zu füllen. Männer und Frauen, Menschen und Nichtmenschen verließen dann die eng
beieinanderstehenden Kieselhäuser und gingen auf die mondhellen Straßen hinaus.
Wenn mich überhaupt jemand beim Überqueren des Platzes bemerkte, dann mußte er mich für irgendeinen Vagabunden
aus den Trockenstädten halten, der neugierig auf die Stadt der Fremden war, die von den Sternen kamen, und der,
nachdem er seine Neugier befriedigt hatte, dorthin zurückkehrte, woher er gekommen war. Ich bog in eine der finsteren
Gassen ein, die vom Hauptplatz wegführten, und wanderte bald darauf durch die Dunkelheit.
Als Terraner war mir die Kharsa nicht unbekannt, aber während der letzten sechs Jahre hatte ich sie nur bei Tage
gesehen. Ich zweifelte daran, daß sich in dieser Nacht auch nur ein Dutzend Erdenmänner in der Altstadt aufhielten.
Einen sah ich im Basar, aber er war schmutzig und stockbetrunken, einer jener heimatlosen Abtrünnigen, die zwischen
den Welten stehen und doch keiner angehören. Aus mir wäre beinahe dasselbe geworden.
Mit den ansteigenden Straßen ging ich weiter den Hügel hinauf. Einmal blickte ich mich um und sah unter mir den
hellerleuchteten Raumhafen und den schwarzen, mit zahllosen Fenstern ausgestatteten Wolkenkratzer, der wie ein
fremdartiger Schatten im rotvioletten Mondlicht stand. Ich wandte beidem den Rücken zu und ging weiter.
Am Rande des Diebesmarktes legte ich vor einer Weinstube, in der Trockenstädter willkommen waren, eine Pause ein.
Ein goldfarbenes, nichtmenschliches Kind murmelte etwas, als es neben mir über die Straße tapste, und ich hielt an und
hatte plötzlich ein Gefühl des Lampenflebers. Beherrschte ich den Dialekt der Shainsa überhaupt noch? Mit Spitzeln
wurde auf Wolf meist nicht zimperlich verfahren - und obwohl ich kaum zwei Kilometer vom Raumhafen entfernt war, war
ich hier ebenso ungeschützt wie auf einem der planetaren Monde. Diesmal standen keine Wachtposten mit Schockern
hinter mir. Und vielleicht erinnerte sich sogar jemand an die Geschichte des Erdenmenschen mit dem Narbengesicht, der
verkleidet in die Shainsa eingedrungen war ...
Ich zog mir den Umhang um die Schultern, öffnete die Tür und trat ein. Mir war wieder eingefallen, daß Rakhal auf mich
wartete - zwar nicht hinter dieser Tür, aber am Ende meiner Reise. Hinter einer anderen Tür. Irgendwo. Und es gibt ein
Sprichwort in der Shainsa: Eine Reise ohne Anfang hat kein Ende. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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