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»Schade«, sagt er, und ich fühle mich ausgesprochen ge-
schmeichelt. Herr Reimer zückt einen Stift, nimmt meine
Hand, und schreibt mir seine Telefonnummer auf die
Haut.
»Dann können Sie nicht sagen, Sie hätten sie verloren!
Das ist meine private, die auf der Fußballcamp-Liste ist
nur für Eltern!«, grinst er. Mein lieber Scholli, der geht ja
ganz schön ran.
»Meine Nummer haben Sie ja eh!«, antworte ich, »Sie
steht ja auf der Liste der Fußballeltern.«
»Phantastisch! Wir sehen uns!«, freut er sich und am
Ausgang des Kaufhauses verabschieden wir uns. Was für
ein denkwürdiges Zusammentreffen. Ich fühle mich
wunderbar. Es gibt anscheinend durchaus noch Männer,
die an mir interessiert wären. Das macht Hoffnung.
Selbst wenn wir niemals zusammen einen Kaffee trinken
werden, zu wissen, es gibt einen Mann, der das gerne tun
würde, tut gut. Sehr gut sogar!
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Ich komme zeitgleich mit Rudi und Claudia zu Hause an.
Rudi strahlt.
»Isch hab se untergebracht. Sie nehme sie!«, begrüßt er
mich.
Claudia sieht nicht ganz so begeistert aus. Der Aspekt
des Geldverdienens gefällt ihr mit Sicherheit, aber so,
wie ich meine Tochter kenne, könnte sie auf den Teil mit
der Arbeit sehr gut verzichten.
»Und, wie war es?«, frage ich meine Tochter.
»Ist halt ein Baumarkt!«, antwortet sie.
Euphorie hört sich mit Sicherheit anders an. Aber das
kann ja noch kommen.
»Wann fängst du an?«, will ich weitere Informationen.
»Direkt am ersten Ferientag, acht Uhr dreißig. Das war s
dann mit dem Endlich-Mal-Ausschlafen!«, stöhnt sie.
»Drei Wochen lang!«
»Ach du je«, sage ich, denke aber, dass es ruhig noch ein
Stündchen früher hätte sein können.
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Dieser Job soll ja abschrecken und die Lust auf die Schu-
le wieder wecken. Hoffen wir mal, dass unser strategi-
scher Schachzug aufgeht.
»Was hast du denn da für eine Nummer auf deiner Hand
stehen?«, fragt Claudia und nimmt neugierig meine
Hand.
Ich merke, wie mir zum zigsten Mal heute die Röte ins
Gesicht steigt. Dabei ist es ja bloß eine Telefonnummer.
»Ach, die«, sage ich so beiläufig wie möglich. »Die ist
von einer alten Bekannten. Die hab ich beim Einkaufen
getroffen. Kennst du nicht«, baue ich direkt weiteren
Nachfragen vor.
Sie guckt erstaunt und runzelt ihre kleine glatte Stirn.
»Und die schreibt dir ne Nummer auf die Hand? Das ist
ja total strange.«
»Ja, verrückt, gell? Aber wir hatten keinen Zettel und wa-
ren in Eile«, lüge ich beherzt weiter. Geht Claudia ja
auch wirklich nichts an.
»In welcher Abteilung wirst du denn arbeiten?«, schwen-
ke ich zurück zum Thema Baumarkt.
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»Sanitärobjekte! Mit anderen Worten Kloschüsseln. Aber
immer noch besser als Schrauben.«
Meine Tochter arbeitet in der Kloschüsselabteilung. Lus-
tig. Ich unterdrücke ein Grinsen.
»Kann doch ganz interessant sein«, sage ich stattdessen.
»Ihr müsst mich nicht auch noch verarschen«, ist ihr
Kommentar, und sie rauscht ab in ihr Zimmer. Ihre Ho-
heit hat das muntere Geplauder beendet.
Christoph kommt mal wieder spät.
Meine Hand habe ich vorsorglich mit der Wurzelbürste
bearbeitet die Telefonnummer aber, für alle Fälle, ab-
gespeichert. Allerdings nicht unter Reimer, sondern unter
Bademoden. Christoph neigt zwar nicht zur Eifersucht,
ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er mein Handy
durchforsten würde (zu solch niederen Taten wäre be-
trüblicherweise eher ich fähig & ), aber man weiß ja nie.
Außerdem hat es so etwas Aufregendes. Auch wenn es
(noch?) gar nichts zum Aufregen gibt. Ich sollte mich,
wie meine Mutter zu sagen pflegt, aber jetzt wirklich mal
zusammenreißen. Es war nicht mehr als ein nettes Aufei-
nandertreffen und ein harmloser Austausch von Telefon-
nummern. Dass ich gedanklich schon ganz andere Sa-
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chen mit Herrn Reimer treibe, das ist das eigentlich Be-
denkliche. Wäre tatsächlich alles so harmlos, hätte ich ja
auch mit ihm einen Kaffee trinken gehen können. Meine
Güte, ich bekomme diesen Herrn Reimer einfach nicht
aus meinem Kopf! Ob ich ihm mal eine kurze SMS schi-
cke? Oder besser abwarte, bis er sich meldet? Selbstver-
ständlich sollte ich abwarten. Das würde ich jedenfalls
jeder Freundin raten. Warte bis er sich meldet! Auch
wenn es Männer angeblich mögen, wenn Frauen den ers-
ten Schritt machen. Das mag in der Theorie stimmen,
aber in der Praxis sind wir noch lange nicht so weit. Ins-
geheim sind Männer eben gern die Lenker und Bestim-
mer.
»Du bist ja komplett abwesend!«, nörgelt Christoph.
Ich verkneife mir zu sagen, dass ich nur mal kurz ge-
danklich nicht anwesend war, er hingegen meist auch
körperlich sonst wo ist. Und wenn er mal zu Hause ist,
sollte sich, wenn möglich, dann aber auch alles um ihn
drehen.
»Was essen wir?«, ist seine wenig originelle Frage.
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